Crowdinvesting

Crowdinvesting ein Kofferwort aus Crowdfunding (Finanzierung eines gemeinsamen Projektes über das Internet) und „investing“ (englisch für investieren). Es handelt es sich dabei um eine Finanzierungsform, bei der sich zahlreiche Personen (Mikroinvestoren) oftmals bereits mit sehr geringen Geldbeträgen über das Internet an neuen Unternehmen (Start-ups) beteiligen können, in den meisten Fällen über stille Beteiligungen.

existenzgruendung

Wie bei jeder Kapitalbeteiligung kann der Investor seinen Einsatz verlieren, wenn das Start-up-Unternehmen nicht erfolgreich ist. Ähnlich wie der Kleinaktionär bei einer Aktiengesellschaft hat der Mikroinvestor keinen Einfluß auf die Geschäftspolitik. Beim Crowdinvesting muss allerdings nicht unbedingt eine unternehmerische Beteiligung vorliegen, sondern es kann sich auch um ein Kreditverhältnis handeln, das mit einer Erfolgsbeteiligung gekoppelt ist, wobei es sich dann entweder um Genussrechte oder partiarische Darlehen handelt (für Kredite siehe auch Peer-to-Peer-Kredit).

Die Abwicklung des Crowdinvesting-Prozesses erfolgt entweder über eine Internet-Plattform oder in Eigenregie über die eigene Firmenwebsite. Crowdinvesting-Angebote bestehen seit 2009. Die bisher über ein Crowdinvesting eingeworbenen Finanzierungsbeträge sind noch relativ gering, weisen allerdings inzwischen sprunghafte Wachstumsraten auf.

Begriff und Funktionsweise

Das Crowdinvesting ist eine spezielle Form des Crowdfunding und hat folgende Eigenschaften:[1]

  1. Über das Internet (oder andere Massenmedien) werden Kapitalgeber für Unternehmen gesucht,
  2. wobei der Mindestinvestitionsbetrag so gering bemessen ist, dass zahlreiche Kapitalgeber benötigt werden und sich jedermann auch mit Kleinbeträgen beteiligen kann,
  3. die der Finanzierung der von ihnen ausgewählten Unternehmen dienen,
  4. wobei die Kapitalgeber im Erfolgsfall eine Erfolgsbeteiligung an dem von ihnen finanzierten Unternehmen erhalten und
  5. die Erfolgsbeteiligung zumeist in einer Teilhabe des Mikroinvestors am Gewinn des Unternehmens und ggf. zusätzlich an dessen Wertsteigerung besteht, wobei letzteres z.B. in Form einer Abfindung beim Ausstieg des Mikroinvestors (nach Ablauf der Mindestbeteiligungsdauer) erfolgen kann. Die Hoffnung auf eine sehr ausgeprägte Wertsteigerung des Investments, wird in der Regel das Hauptmotiv des Mikroinvestors sein, sich im Rahmen eines Crowdinvestings zu engagieren.

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Der Ablauf eines Crowdinvestings über Crowdinvesting-Plattformen ist im Regelfall dieser:

  1. Die Gründer (Kapitalsuchende) stellen Informationen über ihr Projekt zur Verfügung.
  2. Die Informationen werden von der Crowdinvesting-Plattform überprüft.
  3. Fällt die Überprüfung positiv aus, dann wird das Start-up-Projekt auf der Website der Plattform präsentiert und kann dort von jedermann eingesehen werden. Innerhalb eines fest definierten Zeitraumes (Funding-Zeitraum) können sich interessierte Personen nun am gewünschten Start-up-Unternehmen beteiligen. Die Finanzierung kommt allerdings nur zustande, wenn ein vorgegebener Mindestfinanzierungsbetrag (Funding-Schwelle) erreicht wurde. Ansonsten erhalten die Mikroinvestoren ihr Geld zurück.
  4. Wenn der Mindestfinanzierungsbetrag erreicht wird, erhält das Start-up-Unternehmen die finanziellen Mittel und kann das Geschäft aufbauen. Die Mikroinvestoren werden nun turnusmäßig mit Informationen über den Geschäftsverlauf des Start-ups versorgt und wenn das Projekt erfolgreich ist, erhalten die Mikroinvestoren ihren Erfolgsbeitrag.

Entwicklung des Crowdinvestings

Die Geschichte des Crowdinvesting begann im Jahr 2009 mit dem Crowdinvesting-Projekt „Equity for Punks“ der neuen britischen Brauerei BrewDog. BrewDog gewann über die eigene Internetseite mehr als 1.300 Investoren und konnte ein Finanzierungsvolumen in Höhe von rd. 2,2 Mio. GBP erhalten. Die weltweit erste Crowdinvesting-Plattform ProFunder konnte ebenfalls im Jahr 2009 ihr erstes Finanzierungs-Projekt erfolgreich beenden. In Deutschland war die Plattform Seedmatch, die im Jahr 2010 an den Start ging, der Vorreiter des Crowdinvestings. In den Jahren 2009 bis 2011 erreichte das Crowdinvesting weltweit noch ein äußerst geringes Volumen. Im Laufe des Jahr 2012, stieg sowohl die Anzahl als auch das Volumen erfolgreich finanzierter Crowdinvesting-Projekte gegenüber den Vorjahren erheblich an, spielt aber im Bereich der Wagnisfinanzierung bisher noch eine stark untergeordnete Rolle. Dies sei beispielhaft anhand des deutschen Crowdinvesting-Marktes gezeigt: Das eingesammelte Kapital betrug in Deutschland im Jahr 2011 rd. 450.000 €. 2012 waren es dann bereits 4,3 Mio. €, die sich auf 45 Finanzierungen von 43 Start-ups verteilen. [4] Durch die neue Gesetzesänderung in den USA (Jumpstart Our Business Startups Act) und die dadurch entstehenden Erleichterungen für das Crowdinvesting, rechnen Beobachter, dass ab 2013 auch in den USA ein erhebliches Wachstum des Crowdinvesting-Marktes entstehen wird. Das mit dem Crowdinvesting sehr eng verwandte Crowdfunding hat in 2012 voraussichtlich ein weltweites Volumen in Höhe von 2,8 Mrd. € erreicht[6], was darauf schließen lässt, dass auch das Crowdinvesting immense Wachstumspotenziale aufweist.